Geschichte ist nicht nur Vergangenheit, sondern auch Inspiration für die Zukunft.
Nelson Mandela
„Wie viel Geschichte braucht die Zukunft?“, fragte der Historiker Eric Hobsbawm in seinem gleichnamigen Buch. Und auch wenn die Frage nicht ganz einfach zu klären ist, so steht eines dennoch fest: jede Menge.
Alles hat eine Geschichte: jeder Staat, jede politische Entwicklung, jede Familie, jedes Individuum. Dies zu verstehen und zu ergründen und damit ein reflektiertes Geschichtsbewusstsein zu entwickeln, ist zentrales Element des Geschichtsunterrichts. Geschichte kann dabei helfen, eine eigene Identität zu entwickeln und sich in der Lebenswelt, die einen umgibt, zurechtzufinden.
Im Fach Geschichte setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit vielen unterschiedlichen Weltregionen, Nationen und Persönlichkeiten auseinander – und damit auch mit verschiedenen Kulturen und Sichtweisen. Diese nachzuvollziehen, erhöht das Fremdverstehen und die tolerante Beschäftigung mit anderen Kulturen und Lebensweisen.
Ein Fokus liegt auf der Entwicklung der Demokratie und den Anfeindungen, denen sie sich immer wieder ausgesetzt sah. Hierdurch sollen die Schülerinnen und Schüler eine Wertschätzung unserer demokratischen Grundordnung gegenüber entwickeln und erkennen, dass die Demokratie aktiv geschützt werden muss. Ebenso soll der Wert eines geeinten und in Frieden zusammenlebenden Europas herausgestellt werden.
Geschichte kann auch missbraucht werden, indem sie ideologisch umgedeutet wird, denn Geschichte ist stets eine Konstruktion. Das Fach Geschichte will nicht nur die Orientierung in Zeit und Raum ermöglichen, sondern auch ein kritisches Bewusstsein für diesen narrativ-konstruktiven Charakter von Geschichte erzeugen.
Letztlich sind es somit weniger die Zahlen, Daten und Fakten, die wesentlich im Geschichtsunterricht sind (ein Vorwurf, den man leider noch immer viel zu häufig hört). Sicherlich sind gewisse Jahreszahlen und Begrifflichkeiten wichtig, wenn man sich mit Geschichte beschäftigt. Bedeutender sind aber die Zusammenhänge, die Entwicklungen, die Herausforderungen, mit denen sich Menschen in früheren Zeiten konfrontiert sahen, und den Wegen, die sie daraufhin eingeschlagen haben.
Neben der Sachkompetenz stehen daher die methodische Kompetenz (ein sicherer und reflektierter Umgang mit Quellen und Geschichtsdarstellungen), die Orientierungskompetenz, die Urteilskompetenz und die narrative Kompetenz (Geschichtserzählungen entwickeln und zugleich verstehen, dass Geschichte stets konstruierte Narration ist).
Dadurch entwickeln die Schülerinnen und Schüler nicht nur ein Geschichtsbewusstsein, sondern im besten Fall auch ein politisches Bewusstsein, wodurch sie vorbereitet und ermutigt werden sollen, sich aktiv und engagiert für unsere Gesellschaft einzubringen. Somit ist Geschichte kein Fach, das den Blick nur zurückwirft, sondern eines, das nach vorne blickt. Sie braucht eben viel Geschichte, die Zukunft.